artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Betender Bergmann (1949)

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Erich Schmidtbochum (Bochum, 1913-1999)
Bochum
1949
Bronze

Erich Schmidt aus Bochum, der seinen Namen 1937 in Schmidtbochum geändert hatte gestaltete 1949 das Grabdenkmal „Betender Bergmann“ für die Familiengrabstätte des Fabrikanten Alfred Eickhoff auf dem Hauptfriedhof Bochum.

Der Tod des Firmeninhabers Alfred Eickhoff sen. († 27. Januar 1949) war der Anlass, die Bergmannsfigur auf der Familiengrabstätte aufzustellen.

Erich Schmidtbochum hat kurz nach dem trauernden Bergmann auch die beiden Bergmannsfiguren vor dem Haus der Knappschaft geschaffen.

Eine weitere Bronzeplastik von Erich Schmidtbochum steht seit 2001 im Innenhof des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum. Die Figur „Sitzender Bergmann“ - auch „Feierabend“ genannt - aus dem Nachlass des Bildhauers wird etwa auf 1950 datiert.

Interessant ist der Vergleich dieser nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland entstandenen Figuren mit Skulpturen, die bereits vor oder auch während der Zeit des Nationalsozialismus entstanden sind.

„Anders als bei der Malerei, wo mit der Aktion ‚Entartete Kunst‘ auf einen Schlag fast die gesamte Moderne beseitigt wurde, konnte der Nationalsozialismus bei der Plastik an eine bestimmte Kunstrichtung der Weimarer Zeit anknüpfen: So waren Bildhauer wie Georg Kolbe, Richard Scheibe und Fritz Klimsch schon vor 1933 als Künstler erfolgreich und fest in den Kunstbetrieb integriert.
...
Nach 1933 tritt bei diesen Künstlern eine gewisse Wandlung ein: Die Oberflächen ihrer Aktplastiken werden glatter, ein neues Pathos wird spürbar, insgesamt bleiben aber alle drei Bildhauer weitgehend beim Menschenmaß, was sie für die ‚großen Aufgaben der neuen deutschen Bildhauerei‘, der monumentalen Bauplastik, unbrauchbar macht.
Die Erfüllung dieser Aufgaben kommt einer anderen Gruppe von Bildhauern zu, deren bekannteste Arno Breker und Josef Thorak sind“ Tobias Hellmann: Haus der deutschen Kunst - Die Plastik im Nationalsozialismus.

Vor dem Eingang der Firma Eickhoff wiederum steht seit 1939 die Steinskulptur „Schaffender Mensch“ von Willy Meller, einem der bekanntesten Bildhauer des Dritten Reichs.

Erich Schmidt stammte aus einer einfachen Bergmannsfamilie. Als 14-jähriger begann er eine Lehre bei dem Bochumer Bildhauer und Modelleur Otto Syrbe. Mit 16 Jahren besuchte er zusätzlich den Abendlehrgang für Bildhauer der Kunstgewerbeschule Dortmund. Mit 17 Jahren erhielt er die Zulassung zur Meisterklasse bei Professor Friedrich Bagdons. Im März 1934 bestand er die Staatliche Abschlussprüfung mit Auszeichnung. 1934 bis 1938 arbeitete er im Soester Atelier des Bildhauers Wilhelm Wulff (Dortmund/Soest).

Wilhelm Wulff gestaltete in Bochum das Schlagwettermal „Vereinigte Präsident“ für die Opfer des Grubenunglücks auf „Vereinigte Präsident“ im Jahr 1936.

1937 erhielt Erich Schmidt von der Stadt Bochum den Auftrag, zum 250. Geburtstag des Grafen Ostermann eine bronzene Portraitbüste des Grafen anzufertigen. Am 9. Juli 1937 wurde diese Büste im Rathaus feierlich aufgestellt.

Danach verlegte Erich Schmidt den Schwerpunkt seines Schaffens nach Bochum und fügte auf die ehrende Anregung der Stadt Bochum seinem Namen den Zusatz „Bochum“ hinzu, nannte sich also Erich Schmidtbochum. In der Nachkriegszeit war Erich Schmidtbochum ein weit über Bochums Grenzen hinaus bekannter und gefragter Künstler.

Nachdem Erich Schmidtbochum 1950 Wolfenbüttel kennengelernt hatte, warben das Niedersächsische Kultusministerium und der dortige Stadtdirektor Willy Mull um ihn und er entschloss sich 1954, nach Wolfenbüttel zu ziehen. In und für Wolfenbüttel erstellte er zahlreiche Plastiken, darunter die Nathanfigur am Lessinghaus und zuletzt 1978 den Wolf am Schlossplatz.

In Bochum gestaltete Erich Schmidtbochum 1956 noch den Brunnen vor dem neuen Verwaltungsgebäude der WEDAG (Westfalia Dinnendahl Gröppel AG) an der Herner Straße. Eine Gruppe von sieben Fischen bildete eine etwa 1,40 m hohe monumentale Bronzeplastik.

Die „Gebr. Eickhoff Maschinenfabrik und Eisengießerei GmbH“ ist ein Bochumer Unternehmen mit einer fast 150-jährigen Geschichte.

Das Unternehmen wurde 1864 von Johann Henrich Carl Eickhoff (1808-1864) als Gießerei gegründet. Eickhoff ist heute Weltmarktführer bei Hochleistungsmaschinen der Bergbautechnik zum Abbau von Steinkohle, Erz und Salz. Als zweites Standbein baut das Unternehmen Großgetriebe für Windkraftanlagen.

Der erste Standort des Unternehmens befand sich in direkter Nachbarschaft zum Bochumer Verein an der Landstraße nach Essen. Produziert wurden Weichen und Gleismaterial für die Straßenbahnen im Ruhrgebiet. Dazu kam die Lieferung von Maschinenteilen an den Bochumer Verein und an Krupp.

1907 wurden bei Eickhoff die ersten Schüttelrutschen hergestellt, deren wesentliche Bestandteile durch ein Patent von Robert Eickhoff geschützt waren. 1914 begann das Unternehmen mit der Produktion der Schrämmaschinen, mit der die Mechanisierung des Steinkohlebergbaus begann. Ab 1929 wurden auch Gurtförderer für den Einsatz über- und untertage ins Produktionsprogramm aufgenommen.

1939 erfolgte der Umzug der Fabrik an die heutige Produktionsstätte in Wiemelhausen.

Standort:
Hauptfriedhof Bochum, Feld 23
Immanuel-Kant-Straße
44803 Bochum

Siehe auch:
Bergmänner
Fischbrunnen

Schaffender Mensch
Wildgänsebrunnen
Drahtrelief „Vögel“
Lichttore „Tradition heißt ...“

Schlagwetter-Mal Vereinigte Präsident
Knochen-Karl
Friedhof Freigrafendamm

Nachlesen:
Wikipedia: Erich Schmidtbochum
bochum.de: Gerhard Kaufung, Der Bildhauer Erich Schmidtbochum
Wolfenbuetteler Zeitung: Der Erschaffer des Nathans und des Wolfs (8.6.2012)
Wikipedia: Gebr. Eickhoff Maschinenfabrik und Eisengießerei
Haus der deutschen Kunst: Die Plastik im Nationalsozialismus

Heinz Mollenhauer: Der Kunstbildhauer Erich Schmidtbochum. Braunschweig 1964.

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Chronologie 1914-1945

1914  Bis zum Ersten Weltkrieg steigt die Jahresförderung (Ruhrgebiet) auf 114 Millionen Tonnen, gefördert von 440.000 Beschäftigten.

1914  Rhein-Herne-Kanal und erstes Teilstück des Datteln-Hamm-Kanals fertiggestellt.

1914/18  Erster Weltkrieg. Die Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet macht Riesengewinne. Die Bevölkerung hungert.

1915  Der Rohbau des Kaufhauses der Gebrüder Alsberg (später Kaufhaus Kortum) ist fertiggestellt, doch muss er als Lebensmittellager dienen

1919  Saladin Schmitt wird Intendant des Bochumer Stadttheaters.

1920  Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (heute Regionalverband Ruhr) gegründet

1922  höchste Beschäftigtenzahl im Ruhrbergbau: 576.644 Personen.

1923  Zwischen dem 11. und dem 16. Januar besetzen französische und belgische Truppen das gesamte Ruhrgebiet. Ein Aufschrei nationaler Empörung geht durch die Weimarer Republik. Die Reichsregierung ruft die Bevölkerung zum „passiven Widerstand“ auf. Industrie, Verwaltung und Verkehr werden mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt.

1925  Das Friedrich-Lueg-Haus wird als erstes Hochhaus Bochums eröffnet.

1928  Der neue Schacht 12 der Zeche Zollverein in Essen ist mit 12.000 t/Tag die Schachtanlage mit der größten Förderrate im Ruhrbergbau überhaupt.

1929  Bochum ist mit 74 Schachtanlagen Europas grubenreichste Gegend.

1930  Die Gebr. Alsberg AG mit ihrem Umsatz von 200 Millionen Reichsmark steht im Handel an dritter Stelle hinter den Unternehmen Hermann Tietz (Hertie) und Rudolf Karstadt.

1931  Das neue Bochumer Rathaus wird eröffnet.

1932  In Bochum und Wattenscheid zählen zur jüdischen Religionsgemeinschaft 1.288 Personen.

1933  Gründung des Bochumer Tierparks.

1935  Im Kaufhaus Kortum (vorher Alsberg) liegt ab August 1935 die „Bescheinigung über den erfolgreichen Vollzug der Arisierung“ in einer Vitrine im Eingangsbereich aus.

1938  Am 9. November 1938 findet die Pogromnacht statt. Die ersten jüdischen Bürger werden in die Konzentrationslager verschleppt. Zerstörung von jüdischen Einrichtungen und Wohnungen. Etwa 500 jüdische Bürger sind namentlich bekannt, die in den folgenden Jahren bei der Shoa umkamen, darunter 19, die jünger als 16 Jahre alt waren. Im Dezember 1938 beginnt die jüdische Volksschullehrerin Else Hirsch mit der Organisation von insgesamt 10 Kindertransporten nach Holland und Großbritannien, um jüdische Kinder und Jugendliche zu retten.

1938  Im Zuge der Gleichschaltung entsteht der VfL Bochum am 15. April 1938.

1943  Am 13. und 14. Mai sowie 12. und 13. Juni erfolgen die ersten von 150 größeren Bombenangriffen auf Bochum.

1944  Im Spätherbst 1944 sind insgesamt etwa 32.500 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen und Kriegsgefangene in Bochum registriert, es gibt mehr als 100 Lager.

1944  Am 4. November 1944 treffen binnen 1 Stunde zwischen 19 und 20 Uhr 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben die Stadt. 1.300 Menschen sterben, 2.000 werden verwundet, 70.000 werden obdachlos.

1945  Am 10. April 1945 marschieren die Amerikaner in Bochum ein. Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund sind zu 50-70 % zerstört. Flüchtlinge strömen in das Ruhrgebiet.

1950  leben im Ruhrgebiet mehr Menschen als 1939.

1950  Nach der Währungsreform ist das Ruhrgebiet zehn Jahre die wirtschaftliche Schlüsselregion der jungen Bundesrepublik.

1952  Von 100 Arbeitern hat einer ein Auto, 2 haben ein Motorrad.

1954  Das Schauspielhaus Bochum wird wiedereröffnet.

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