artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Fischbrunnen (1956, nicht erhalten)

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Erich Schmidtbochum (Bochum, 1913-1999)
Bochum
1956
Bronze

Erich Schmidt aus Bochum, der seinen Namen 1937 in Schmidtbochum geändert hatte, gestaltete 1956 den Brunnen vor dem neuen Verwaltungsgebäude der WEDAG (Westfalia Dinnendahl Gröppel AG) an der Herner Straße. Eine Gruppe von sieben Fischen bildete eine etwa 1,40 m hohe monumentale Bronzeplastik.

„Trotz der Geschlossenheit der Gesamtform wurde im einzelnen die eigentümliche Bewegung schwimmender Fische eingefangen und festgehalten. Die Plastik dürfte in ihrer Art einmalig sein.“ (WAZ Bochum, 30.7.1956)

Der Fischbrunnen ist nicht erhalten. 1973 und 1983 würdigte die WAZ den Bildhauer zu seinem 60. und 70. Geburtstag und erwähnte beide Male den Fischbrunnen als eines seiner wichtigsten Werke in Bochum, zusammen mit den Bergmännern vor der Knappschaft im Ehrenfeld und dem „Betenden Bergmann“ für die Familiengrabstätte des Fabrikanten Alfred Eickhoff.

Eine weitere Bronzeplastik von Erich Schmidtbochum steht seit 2001 im Innenhof des Deutschen Bergbaumuseums in Bochum. Die Figur „Feierabend (Sitzender Bergmann)“ (etwa 1950) stand bis 1999 vor dem Wohnhaus des Künstlers in Wolfenbüttel und ging aus dem Nachlass an das Bergbaumuseum.

Erich Schmidt stammte aus einer einfachen Bergmannsfamilie. Als 14-jähriger begann er eine Lehre bei dem Bochumer Bildhauer und Modelleur Otto Syrbe. Mit 16 Jahren besuchte er zusätzlich den Abendlehrgang für Bildhauer der Kunstgewerbeschule Dortmund. Mit 17 Jahren erhielt er die Zulassung zur Meisterklasse bei Professor Friedrich Bagdons. Im März 1934 bestand er die Staatliche Abschlussprüfung mit Auszeichnung. 1934 bis 1938 arbeitete er im Soester Atelier des Bildhauers Wilhelm Wulff (Dortmund/Soest).
1937 erhielt er von der Stadt Bochum den Auftrag, zum 250. Geburtstag des Grafen Ostermann eine bronzene Portraitbüste des Grafen anzufertigen. Am 9. Juli 1937 wurde diese Büste im Rathaus feierlich aufgestellt.

Danach verlegte Erich Schmidt den Schwerpunkt seines Schaffens nach Bochum und fügte auf die ehrende Anregung der Stadt Bochum seinem Namen den Zusatz „Bochum“ hinzu, nannte sich also Erich Schmidtbochum. In der Nachkriegszeit war Erich Schmidtbochum ein weit über Bochums Grenzen hinaus bekannter und gefragter Künstler.

Nachdem Erich Schmidtbochum 1950 Wolfenbüttel kennengelernt hatte, warben das Niedersächsische Kultusministerium und der dortige Stadtdirektor Willy Mull um ihn und er entschloss sich 1954, nach Wolfenbüttel zu ziehen. In und für Wolfenbüttel erstellte er zahlreiche Plastiken, darunter die Nathanfigur am Lessinghaus und zuletzt 1978 den Wolf am Schlossplatz.

1987 wurde der WEDAG-Standort in Bochum mit zuletzt 300 Mitarbeitern aufgegeben. Das Gelände ist heute ein Gewerbepark. In dem Projekt „Kunst auf Schritt und Tritt in Bochum“ von 1989-91 kommt der Brunnen nicht mehr vor. Lediglich das Brunnenbecken ist unter einer trapezförmigen Holzverschalung vor dem Eingang bis heute erkennbar. 2007 wurden Dachgeschoss und Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes umgebaut. Das Gebäude wird seitdem von Eiffage Rail - ehemals Heitkamp Rail - genutzt. Eiffage Rail ist international im Eisenbahnbau und bei der Instandhaltung von Schienenverkehrsanlagen tätig.

Die Firmen Dinnendahl, Westfalia und Gröppel zählten zu den ältesten Bergbaufirmen in Bochum.

Die Ursprünge der R. W. Dinnendahl AG reichen bis in das Jahr 1800 zurück. Franz Dinnendahl gegründete die Firma als Ingenieurbetrieb und spätere „Kunstwerkerhütte“. Der gelernte Zimmermann baute 1801-03 in Essen die erste Dampfmaschine im Ruhrgebiet, die auf der Zeche Vollmond in Langendreer in Betrieb genommen wurde. Franz Dinnendahl starb 1826 verarmt in Essen. 1922 wurde der Betrieb an die Eisenhütte "Westfalia" angegliedert.

Die Eisenhütte Westfalia wurde 1872 als Maschinenfabrik Brandenburg & Lämmerhirt gegründet und 1881 in die Eisenhütte "Westfalia" AG umgewandelt. Sie hatte Ihren Sitz im Bereich der heutigen Straße Hermannshöhe am südlichen Rand der Bochumer Innenstadt.

Die Maschinenfabrik Gröppel entstand aus einem in Schlesien gegründeten Ingenieurbüro, das sich sehr erfolgreich mit der Übertragung von Erfindungen aus der Erzaufbereitung auf die Kohleaufbereitung beschäftigte. 1877 wurde ein Zweigbüro in Bochum eröffnet. 1893 erbte der Ingenieur Franz Gröppel (1856-1923) den Betrieb und verlegte ihn 1897 komplett nach Bochum. Die Maschinenfabrik Fr. Gröppel C. Lührigs Nachf. wurde 1930 in der Weltwirtschaftskrise durch die Westfalia-Dinnendahl AG übernommen.

1923 übernahm Karl Gröppel (1883-1962), der Sohn von Franz Gröppel, die Leitung der Maschinenfabrik Gröppel und wurde 1930 technischer Vorstand in der WEDAG. Karl Gröppel war ein bedeutender Kunstsammler und Mäzen des deutschen Expressionismus. Gemeinsam mit seiner ersten Frau schuf er, vornehmlich in den 20er Jahren, eine bedeutende Privatsammlung zeitgenössischer deutscher Malerei. Die Weltwirtschaftskrise beendete den weiteren Ausbau der Sammlung. Gröppel konnte sie jedoch über den 2. Weltkrieg retten und später noch einige Bilder hinzuerwerben. 1957 verkaufte Gröppel seine Kunstsammlung, die er als sein eigentliches Lebenswerk ansah, an die Stadt Dortmund, um sie als Ganzes zu erhalten. Trotz jahrelanger Bemühungen seinerseits war ein Verkauf an die Stadt Bochum an deren mangelndem Engagement (Kulturdezernent Gehrmann) gescheitert. Heute befindet sich die Sammlung Gröppel mit über 200 Kunstwerken von hohem Rang im Museum Ostwall in Dortmund.

Ehemaliger Standort:
WEDAG-Verwaltungsgebäude
Herner Str. 299
44809 Bochum

Siehe auch:
Bergmänner
Betender Bergmann

Nachlesen:
Wikipedia: Erich Schmidtbochum
bochum.de: Gerhard Kaufung, Der Bildhauer Erich Schmidtbochum
Wolfenbuetteler Zeitung: Der Erschaffer des Nathans und des Wolfs (8.6.2012)
Ruhr-Bauten: Bürohaus Herner Straße
Deutsche Biographie: Karl Gröppel
Homepage: Eiffage (engl.)
RuhrNachrichten: Kunstsammler-machen-Kulturgeschichte

Clemens Kreuzer: "Für Bochum - Kunstsammler machen Kulturgeschichte", Lions Club Bochum 2011.
Heinz Mollenhauer: Der Kunstbildhauer Erich Schmidtbochum. Braunschweig 1964.

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Chronologie 1914-1945

1914  Bis zum Ersten Weltkrieg steigt die Jahresförderung (Ruhrgebiet) auf 114 Millionen Tonnen, gefördert von 440.000 Beschäftigten.

1914  Rhein-Herne-Kanal und erstes Teilstück des Datteln-Hamm-Kanals fertiggestellt.

1914/18  Erster Weltkrieg. Die Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet macht Riesengewinne. Die Bevölkerung hungert.

1915  Der Rohbau des Kaufhauses der Gebrüder Alsberg (später Kaufhaus Kortum) ist fertiggestellt, doch muss er als Lebensmittellager dienen

1919  Saladin Schmitt wird Intendant des Bochumer Stadttheaters.

1920  Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (heute Regionalverband Ruhr) gegründet

1922  höchste Beschäftigtenzahl im Ruhrbergbau: 576.644 Personen.

1923  Zwischen dem 11. und dem 16. Januar besetzen französische und belgische Truppen das gesamte Ruhrgebiet. Ein Aufschrei nationaler Empörung geht durch die Weimarer Republik. Die Reichsregierung ruft die Bevölkerung zum „passiven Widerstand“ auf. Industrie, Verwaltung und Verkehr werden mit Generalstreiks teilweise lahmgelegt.

1925  Das Friedrich-Lueg-Haus wird als erstes Hochhaus Bochums eröffnet.

1928  Der neue Schacht 12 der Zeche Zollverein in Essen ist mit 12.000 t/Tag die Schachtanlage mit der größten Förderrate im Ruhrbergbau überhaupt.

1929  Bochum ist mit 74 Schachtanlagen Europas grubenreichste Gegend.

1930  Die Gebr. Alsberg AG mit ihrem Umsatz von 200 Millionen Reichsmark steht im Handel an dritter Stelle hinter den Unternehmen Hermann Tietz (Hertie) und Rudolf Karstadt.

1931  Das neue Bochumer Rathaus wird eröffnet.

1932  In Bochum und Wattenscheid zählen zur jüdischen Religionsgemeinschaft 1.288 Personen.

1933  Gründung des Bochumer Tierparks.

1935  Im Kaufhaus Kortum (vorher Alsberg) liegt ab August 1935 die „Bescheinigung über den erfolgreichen Vollzug der Arisierung“ in einer Vitrine im Eingangsbereich aus.

1938  Am 9. November 1938 findet die Pogromnacht statt. Die ersten jüdischen Bürger werden in die Konzentrationslager verschleppt. Zerstörung von jüdischen Einrichtungen und Wohnungen. Etwa 500 jüdische Bürger sind namentlich bekannt, die in den folgenden Jahren bei der Shoa umkamen, darunter 19, die jünger als 16 Jahre alt waren. Im Dezember 1938 beginnt die jüdische Volksschullehrerin Else Hirsch mit der Organisation von insgesamt 10 Kindertransporten nach Holland und Großbritannien, um jüdische Kinder und Jugendliche zu retten.

1938  Im Zuge der Gleichschaltung entsteht der VfL Bochum am 15. April 1938.

1943  Am 13. und 14. Mai sowie 12. und 13. Juni erfolgen die ersten von 150 größeren Bombenangriffen auf Bochum.

1944  Im Spätherbst 1944 sind insgesamt etwa 32.500 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen und Kriegsgefangene in Bochum registriert, es gibt mehr als 100 Lager.

1944  Am 4. November 1944 treffen binnen 1 Stunde zwischen 19 und 20 Uhr 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben die Stadt. 1.300 Menschen sterben, 2.000 werden verwundet, 70.000 werden obdachlos.

1945  Am 10. April 1945 marschieren die Amerikaner in Bochum ein. Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund sind zu 50-70 % zerstört. Flüchtlinge strömen in das Ruhrgebiet.

1950  leben im Ruhrgebiet mehr Menschen als 1939.

1950  Nach der Währungsreform ist das Ruhrgebiet zehn Jahre die wirtschaftliche Schlüsselregion der jungen Bundesrepublik.

1952  Von 100 Arbeitern hat einer ein Auto, 2 haben ein Motorrad.

1954  Das Schauspielhaus Bochum wird wiedereröffnet.

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