artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Leuchtschriften an der Universitätsbibliothek der RUB (2003/2005)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

Mischa Kuball (*1959)
2003 (Süd) / 2005 (Nord)
Neon

2003: Ohne Freizeichen zwischen den Wörtern steht „KUNSTSAMMLUNGEN DER RUHR UNIVERSITÄT BOCHUM“ an der Südseite der Universitätsbibliothek, in der auch die Kunstsammlungen der RUB untergebracht sind. Ab und zu leuchten hier und da einzelne oder mehrere Buchstaben auf, mal das gesamte Ensemble. Die Schriftzeichen irritieren die Betrachter auf den ersten Blick. Nicht selten rufen Leute bei der Technischen Leitwarte der RUB an und sagen: „Die Leuchtschrift der Kunstsammlungen ist kaputt.“ Ist sie nicht.

Das Problem war offensichtlich: „Die Kunstsammlungen sind auf dem Campus optisch einfach nicht präsent“, sagte Kanzler Gerhard Möller. Dabei vereint die Ruhr-Universität hier die bedeutendste Sammlung antiker Kunst des gesamten Ruhrgebiets mit zahlreichen Werken moderner Kunst. Zwei Jahre lang wurde intensiv nachgedacht. „Mit diesem Platz muss man sich eigentlich mal beschäftigen“, befand auch der Künstler Mischa Kuball.

Optisch präsent sind die Kunstsammlungen nun durch Kuballs Schriftzug auf der dem Forum zugewandten Seite. Das Ergebnis ist ein weiteres Schmuckstück der Kunst am Bau: In einer vom Künstler vorgegebenen, unregelmäßigen Folge leuchten einzelne Buchstaben, mehrere Buchstaben gleichzeitig und zwischendurch der gesamte Schriftzug computergesteuert auf - und zwar mit Einbruch der Dunkelheit bis zum frühen morgen. Tagsüber sieht der Betrachter die KUNSTSAMMLUNGENDERRUHRUNIVERSITÄTBOCHUM als ein Wort, in dem allenfalls einzelne Buchstaben die Sonne reflektieren und sich damit kurzzeitig hervorheben.

2005: Immer wieder sieht man Angehörige der Ruhr-Uni vor dem Gebäude der Universitätsbibliothek stehen und verwundert in die Höhe schauen. Was dort regelmäßig blinkt, sind Buchstaben in Spiegelschrift, die rückwärts gelesen „Universitätsbibliothek Bochum“ ergeben. Die Leuchtschrift ist ein weiteres Kunstwerk von Mischa Kuball auf dem Campus der RUB.

Das Werk versteht sich als „Gegenüber“ der Lichtinstallation an den Kunstsammlungen - in ebenso filigranen Buchstaben einer Neonschrift. Die Typographie ist die Gleiche wie an den Kunstsammlungen: schnörkellos steht zunächst jeder Buchstabe für sich. Die Buchstaben unterscheiden sich nicht, alle haben die gleiche Farbe, und auch die einzelnen Wörter werden nicht durch Leerzeichen hervorgehoben. Mit dieser „Sachlichkeit“ steht das Kunstwerk in der Tradition der Avantgarde.

Der Clou an Kuballs jüngstem Werk ist jedoch die Spiegelschrift: Symbolisch nimmt sie die ursprüngliche architektonische Konzeption des Gebäudes auf und spiegelt die inzwischen realen Gegebenheiten. Denn die geplante Front der Bibliothek war eigentlich zum Forum und Audimax hin ausgerichtet. Von hier aus sollten die Besucher die Bibliothek betreten. Dagegen war die Gebäudeseite, auf der nun die Spiegelschrift platziert wurde, lediglich die Rückseite, in die nachträglich Eingangstüren eingebaut wurden. Der heutige Eintritt in das Gebäude ist demnach seitenverkehrt. Die Lichtinstallation von Mischa Kuball gibt mit der Verkehrung der Leserichtung dem Gebäude eine erneute Wendung.

Mischa Kuball wurde 1959 in Düsseldorf geboren, wo er heute lebt und arbeitet. 1990 erhielt Kuball den Förderpreis „ars viva“ des Kulturkreis im BDI (Köln), 1991 ein Stipendium für zeitgenössische Fotografie der Alfried-Krupp-Stiftung (Essen), 1993 den Förderpreis Bildende Kunst des Landes NRW. 1998 gestaltete Mischa Kuball den deutschen Beitrag auf der 24. Biennale von Sao Paulo, Brasilien.
Seit Oktober 2007 ist er Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).
2010 realisierte er im Rahmen der RUHR.2010 - Kulturhauptstadt Europas das partizipatorische Projekt NEW POTT/100 Lichter/100 Gesichter mit Familien aus ca. 100 Nationen die in der Metropole Ruhr leben, u.a. mit den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum.

Standort:
Universitätsbibliothek
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
44801 Bochum

Siehe auch:
Kunst an der Ruhr-Universität Bochum:
Evolution (Hanns Holtwiesche)
Keramikwand (Victor Vasarely)
Grand Vitrail Cinetic (Victor Vasarely)
Verkleidungen der Versorgungskerne
Ziegelrelief Universitätsbibliothek (Henryk Dywan)
Schriftzug „Ruhr-Universität“ (Henryk Dywan)
Tor und Doppelwinkel (Friedrich Gräsel)
Wasserrelief Forumsbrunnen (Erich Reusch)
Kreuzblütler (Anatol)
Sandmühle (Günther Uecker)
Toutes Directions (Yaacov Agam)
Metrical Construction (David Rabinowitch)
Trace (James Reineking)
Grande Diagonale (Giuseppe Spagnulo)
Two Open Rectangles Excentric Triangular Section, Variation VII (George Rickey)
Guernica (Reproduktion)
Graffiti
& so weiter ... (Lawrence Weiner)

Nachlesen:
Wikipedia: Mischa Kuball
RUB: KUNSTSAMMLUNGENDERRUHRUNIVERSITÄTBOCHUM : Einweihung der künstlerischen Leuchtschrift
RUB: Neon-Installation von Mischa Kuball
Mischa Kuball: Homepage

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Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2004  Bochum ist seit 100 Jahren Großstadt.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1800 von 6000 Arbeitsstellen werden abgebaut.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

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