Relief: Kinder beim Spiel (1957)
Egon Becker (Bochum, 1910-1989)
1957
Betonstein, Mosaik, Draht
Der Bochumer Künstler Egon Becker schuf 1957 für die Grundschule Am Neggenborn in Langendreer ein Relief aus Betonsteinen, Draht und Mosaik. Es zeigt spielende Kinder, ein Wasserbecken mit Fischen, eine Bergmannskuh (Ziege) und fliegende Vögel am Himmel.
Das Fenster unten rechts neben dem Relief war ursprünglich ein Blumenfenster. Der Künstler erläuterte seinen Entwurf, dem das Thema „Tier und Kind“ vorgegeben war, gegenüber dem Auftraggeber und thematisiert dabei typische Probleme der Kunst am Bau, die erst nachträglich auf den fertigen Bau reagieren kann, ohne selbst Teil der Architektur zu sein:
Es ging darum, für diesen Giebel eine Gestaltung zu finden, die nach meinem Empfinden das auf der rechten unteren Seite befindliche Blumenfenster einbezog.
Ganz bewusst legte ich in meiner Komposition die Form des Wassers (aufgelockert durch die plastisch aufgesetzten Fische in Mosaikarbeit) neben das Fenster. Dadurch wird der hier sich sehr stark bemerkbar machende Schwerpunkt in der Fassade verbreitert und durch die nach links oben führende Komposition langsam aufgelöst. Durch diese Anordnung bekommt die Fassade ihr Gleichgewicht.
Gleichzeitig gibt der Künstler einen Einblick in die „heile“ Gedankenwelt der 1950er Jahre zur Zeit des Wirtschaftswunders:
Ich wählte ein Thema, das in erzählender Art, aber auch in abstrahierender Form die Jugend ansprechen soll. Ein Mädchen steht versonnen am Teich und sieht den Fischen zu. Das Gebilde eines blühenden Strauches leitet über zu dem sich ausstreckenden Kind. Darüber steht ein Mädchen, füttert ein junges Tier und hat einen Hund an der Leine. Hier findet die Komposition ihren ruhenden, haltenden Punkt. Der weglaufende Hase und der auffliegende Schmetterling (Mosaik) schaffen eine Verbindung zu dem Jungen, der den Vögeln begeisternd zuwinkt und verleihen hier der Gestaltung eine spielerische Leichtigkeit.
Offensichtlich wurde der Entwurf leicht verändert, mit weniger Detailfiguren, ausgeführt.
Egon Becker (1910-1989) war ein namhafter Bochumer Künstler, dessen Werk wesentlich von seiner Zeit als Schüler von Josef Albers und Wassily Kandinsky am Dessauer Bauhaus beeinflusst ist.
Geboren in Bochum-Langendreer, studierte Egon Becker nach dem Abitur ab 1930 am Bauhaus in Dessau und machte dort seinen Gesellenbrief als Maler und Anstreicher. Von 1932 bis 1935 studierte er der Werkkunstschule Dortmund. Er arbeitete als Innenarchitekt, bevor er Freie Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf studierte und ab 1940 in einem Architekturbüro tätig wurde.
Becker musste sich während des 2. Weltkriegs mit Bunkerbauten beschäftigen, arbeitete aber auch während dieser Zeit als Maler. 1945 gründete er den Bochumer Künstlerbund mit, war dann - wie Ignatius Geitel - Mitglied in der Künstlergruppe „Hellweg“. Ab 1964 wirkte er als Kunsterzieher an der Goetheschule und am Albert-Einstein-Gymnasium.
Egon Becker war besonders in der Werbegrafik engagiert. Aber auch die Gestaltung von Wänden und Fenstern mehrerer Trauerhallen auf Bochumer Friedhöfen stammt von Becker, unter anderem auf dem Blumenfriedhof, in Weitmar und in Linden.
In einigen Grundschulen, zum Beispiel in der Arnoldschule am Springerplatz, und im Engelbert-Gymnasium an der Königsallee gestaltete Becker Wandbilder, Mosaiken und Drahtplastiken. Für das Engelbert-Gymnasium entwarf er keramisch gestaltete Türgriffe mit symbolischen Motiven.
Standort:
GGS Am Neggenborn
Am Neggenborn 75
44892 Bochum
Siehe auch:
Türgriffe Graf-Engelbert-Schule
Trauerhalle Friedhof Grumme
Nachlesen:
Hans H. Hanke: Nierentisch und Hula-Hoop. Die Becker-Leuchte von 1957 in der heutigen Heinrich-Böll-Schule. (Bochumer Zeitpunkte, Heft 7, 2000).
Katalog Egon Becker, Kunstmuseum Bochum.