artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Stadtbahnhaltestelle Rathaus Nord/Süd (1984)

Position in Karte zeigen (Neues Fenster).

Heinrich (Heinz) Schroeteler (Bochum, 1915-2000)
1984

Der Bochumer Künstler Heinrich Schroeteler hat Reliefs und Skulpturen, die beim Abbruch des Hansa-Hauses an der Kreuzung von Kortumstraße und Bongardstraße geborgen worden waren, für eine unterirdische Wandgestaltung verwendet. In der Passage vom Stadtbahnhof Rathaus Nord (U35) zum Bahnhof Rathaus-Süd (Linie 302/310) sind alte und in Gips abgegossene Skulpturen und Reliefs des Jugendstilhauses in eine der ursprünglichen Gestaltung nachempfundene Ziegelwand integriert. Es handelt sich nicht um eine Kopie der alten Fassade, sondern eine freie Improvisation einzelner Elemente.

Die Kreuzung von Kortumstraße und Bongardstraße ist eine der belebtesten in der Bochumer Innenstadt. Schon vor 90 Jahren war dies nicht anders. Auf der Kreuzung der beiden innerstädtischen Hauptverkehrsachsen trafen Straßenbahnlinien, Pferdefuhrwerke, Automobile und Passanten aufeinander. Eines der stattlichsten Häuser an dieser Kreuzung war das Hansa-Haus. Es wurde 1908 bis 1911 durch den Düsseldorfer Architekten Otto Herold errichtet und fiel nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch durch seine reich verzierten Jugendstil-Fassaden auf. Es enthielt verschiedene Lokale, wie die Stehbierhalle von Wilhelm Simon auf der Ecke und das „Café-Restaurant Hansa“.

Das Hansa-Haus hatte den Krieg als eines der wenigen Gebäude in der Innenstadt relativ gut überstanden und konnte wieder hergestellt werden. In den folgenden Jahrzehnten war es jedoch zunehmend vernachlässigt worden und diente zuletzt nur noch als Möbellager. 1979 wurde es für den Neubau der Drehscheibe abgerissen. Wenn das Hansa-Haus auch verschwunden ist, ging seine ehemalige Jugendstil-Pracht nicht gänzlich verloren. Um ihre Relikte zu entdecken, muss man sich unter die Erde begeben, in die Fußgängerebene die zur U-Bahn-Haltestelle „Rathaus Süd“ führt.

Dieses interessante unterirdische Ensemble erinnert in mehrfacher Weise an Bochums Vergangenheit. In der Hektik des Alltags wird es leicht übersehen, doch ein näherer Blick lohnt sich auf jeden Fall.

Heinrich Schroeteler begann im Alter von 50 Jahren ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und der Mittelalterlichen Geschichte an der Ruhr Universität Bochum. Nach seiner Promotion 1969 arbeitete er als wissenschaftlicher Angestellter am Archäologischen Institut. Er leitete die Modellbauwerkstatt und war Kurator der Sammlungen. Besonders seine Erfolge als Rekonstrukteur antiker Kunstwerke brachten Schroeteler 1981 die Universitätsmedaille der Ruhr Uni ein. International hohes Ansehen genoss Schroeteler für seine Rekonstruktionen antiker Plastiken.

In Bochum hatte Schroeteler bereits 1981 in der U-Bahn-Station Castroper Straße eine Bronze montiert. Auch die Büsten der Rektoren der RUB im Audimax stammen von Schroeteler.

Standort:
Stadtbahnhaltestelle Rathaus Nord/Süd
Kortumstraße / Bongardstraße
44787 Bochum

Siehe auch:
Bergbaumahnmal Zeche Centrum
Stadtbahn Hauptbahnhof
Stadtbahn Rensingstraße (U35)
Stadtbahn Bergbau-Museum (U35)
Stadtbahn Zeche Constantin (U35)
Stadtbahn Engelbert Brunnen / Bermudadreieck (Linie 308/318)
Stadtbahn Planetarium (Linie 308/318)
Stadtbahn Lohring (Linie 302/310)
Stadtbahn Rathaus Süd (Linie 302/310)
Stadtbahn Bochumer Verein / Jahrhunderthalle (Linie 302/310)

Nachlesen:
Wikipedia (en): Heinrich Schroeteler
Ruhr-Nachrichten: Vorkriegs-Relikte sind nur noch unter der Erde zu finden (28.04.2010)
bochum.de: Auf Kortums Spuren quer durch Bochum

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Chronologie 1973-2011

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal)

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

1976  Erste Tempo-30 Zone in Bochum auf Betreiben einer Bürgerinitiative.

1977  Terminal von Richard Serra auf der documenta 6 in Kassel. Von Bochum gekauft, 1979 aufgestellt.

1979  Ruhrstadion (Rewirpower-Stadion) eröffnet.

1979  Claus Peymann wird als Nachfolger von Peter Zadek für sieben Jahre Intendant in Bochum.

1980  Der Kemnader Stausee wird freigegeben.

1980  Der RVR veranstaltet den ersten „Tag des Radfahrens“ im Revier.

1983  Hausbesetzungen im Heusnerviertel gegen den Abriss für den Außenring.

1984  Das Album „4630 Bochum“ macht Herbert Grönemeyer (und Bochum) zum Star.

1986  Erstmals „Bochum Total“. Das Festival entwickelt sich zum größten kostenlosen Rock-Pop-Festival in Europa.

1988  Starlight Express startet in Bochum.

1989  Die U35 zwischen Herne und Bochum Hbf ist fertig. Länge: 10 km. Bauzeit: 20 Jahre. Kosten: 800 Mio. DM.

1993  Die „Unabsteigbaren“ vom Vfl Bochum müssen erstmals in die Zweite Liga. Der Vfl wird zur „Fahrstuhlmannschaft“.

1995  Das Deponie-Block-Heizkraftwerk an der Zentraldeponie Kornharpen geht ans Netz .

1999  Nach dreiundvierzig Jahren verliert die SPD in Bochum die absolute Mehrheit. Bochum wird rot-grün.

2002  RuhrCongress Bochum mit Renaissance Bochum Hotel fertiggestellt.

2002  Erste Ruhrtriennale (2002-2004) unter Gründungsintendant Gerard Mortier.

2003  Eröffnung der revitalisierten Jahrhunderthalle Bochum, ein Stück „Transformationsarchitektur“.

2004  Bochum ist seit 100 Jahren Großstadt.

2007  Einweihung der neuen Synagoge.

2008  Im Januar wird die Schließung des Nokia-Werks Bochum bekannt gegeben, es wird im Mai geschlossen.

2009  Opel steht auf der Kippe. 1800 von 6000 Arbeitsstellen werden abgebaut.

2010  Das Ruhrgebiet ist Kulturhauptstadt Europas.

2011  Die Stadt Bochum reißt ihre einzige Hajek-Plastik ab.

2011  Altmetalldiebe stehlen in Duisburg und Mülheim tonnenschwere Skulpturen.

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