Atmende Säule (1979/80)
Roman Signer (*1938)
1979/80
Stahl
Ein ökokinetisches Objekt. Für die Atmende Säule sind zwei 8 m hohe Stahlblechrohre so ineinandergefügt, dass sich die innere Edelstahlröhre durch unterschiedlichen Wasserdruck von unten hebt und senkt. Die Mechanik wird vom Regenwasser bewegt, das in zwei 4 * 4 m großen, pavillonartigen Auffangbecken gesammelt wird. Die Auffangbecken sind über ein kommunizierendes Röhrensystem mit der Säule verbunden. Der mit dem gesammelten Regen steigende Druck hebt die innere Säule, bis am obersten Punkt ein Ventil geöffnet wird, dass das Wasser ausströmen lässt. Der Prozess beginnt von vorn.
Es geschieht hier etwas zu unvorhersehbaren Zeitpunkten und in unregelmäßigen Abständen, d.h. die Erwartungsspannung, wann und wie es passiert, besteht immer. Dabei spielen der Zufall, hier in Form des Niederschlagaufkommens, und die Kontrolle, in Gestalt der sorgfältig hergestellten Säulen und Pavillons sowie des physikalischen Gesetzes der kommunizierenden Röhren, eine wichtige Rolle.
Der von Signer ausgewählte Standort war ein profaner Parkplatz unter alten Lindenbäumen, wurde aber auf seinen Wunsch hin in eine Rasenfläche umgestaltet. Die Atmende Säule war Signers erster Auftrag für eine Arbeit im öffentlichen Raum.
Roman Signer ist ein Schweizer Bildhauer, Zeichner, Aktions-/Konzeptkünstler und Filmer. Roman Signer wurde sehr allmählich, aber doch zu einem Schweizer Künstler der Schwergewichtsklasse. Roman Signer gehört seit seinen Beteiligungen an der Documenta 8 in Kassel, der Ausstellung Skulptur.Projekte in Münster (1997) und der Biennale in Venedig (1999) zu den bedeutendsten europäischen Gegenwartskünstlern.
Mit seinen Ereignissen und Installationen arbeitet der Künstler seit den 1970er Jahren an einer Neudefinition der Skulptur, bezieht Zeit, Beschleunigung und Veränderung mit in den skulpturalen Prozess ein und erkundet die Möglichkeiten des Mediums neu. Einem größeren Publikum durch spektakulären Aktionen mit Dynamit bekannt, ist Transformation, Explosion und Sprengung nur eine Seite der künstlerischen Arbeit Roman Signers. Charakteristisch für das Schaffen des Künstlers ist Systematik, Präzision und Einfachheit der Mittel. Es geht immer um Probleme im Raum, das Geschehen im Raum, Zeitabläufe.
Standort:
Carl-von-Ossietzky-Platz
Bochum Langendreer
Siehe auch:
Terminal
Die Werke des 1. Bochumer Symposiums Stadt und Bildhauerei:
Das 1. Bochumer Symposium Stadt und Bildhauerei 1979/80
Stahlcollage Stadtpark
Allegorie auf den Trojanischen Krieg
Stahlplastik Springerplatz
Streichelmaschine
Stahlplastik Am Thie
Lebensbaum
Faltplastik „Stahlfalter“
Stahlplastik Ruhrlandhalle
Nachlesen:
Wikipedia: Roman Signer
virtuelles museum moderne nrw: Atmende Säule
virtuelles museum moderne nrw: Roman Signer
Roman Signer: Homepage
Hamburger Kunsthalle: Video
Weltwoche: Interview Roman Signer
Literatur:
Stahlstandorte. Terminal von Richard Serra und neun Werke des 1. Bochumer Symposiums Stadt und Bildhauerei 1979/80, Broschüre, Stadt Bochum Kulturamt und Kunstmuseum Bochum, 1987.