Klinkerbild Berufskolleg Ostring (1954/55)
Ignatius Geitel (Bochum, 1913-1985)
1954/55
Klinker
Etwa zeitgleich mit den Sgraffiti an der Waldschule in Querenburg und der Don Bosco Schule im Ehrenfeld sowie dem Niobe-Mosaik auf dem Hauptfriedhof gestaltete Ignatius Geitel auch ein Keramik-Relief an der damaligen Berufsschule 1 und 2 am Ostring.
In der Begründung für die Aufnahme des Gebäudekomplexes in die Denkmalliste der Stadt Bochum steht dazu:
Auf der geschlossenen Wandfläche des vorderen Baukörpers ist ein großes Keramikrelief des Bochumer Künstlers Ignatius Geitel installiert, das in seinen kleinen geometrischen, halb abstrakten Einzelformen Assoziationen an industrielle und handwerkliche Gewerke zulässt.
Der Unterschied zu den idealisierten Darstellungen der Sgraffiti an den beiden Grundschulen ist in Form und Inhalt sehr deutlich.
Neben dem Mosaik an der Fassade zum Ostring gestaltete Ignatius Geitel Foyer und Haupttreppenhaus des Gebäudes Ostring 25 mit „konstruktivistischen Wandmalereien“ und einem „Putzbild mit Handwerkssymbolen“.
Ignatius Geitel wirkte seit den 1920er Jahren als Künstler. Er gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus zu den nicht konformen Künstlern, die kaum Gelegenheit hatten, tätig zu werden. Seine wichtigen Arbeiten der dreißiger Jahre entstanden im kirchlichen Raum. Kriegsteilnahme und Kriegsgefangenschaft hinderten Geitel bis 1949 an weiterer Arbeit, die er dann aber mit großem Einsatz wieder aufnahm. Er gehörte 1952 zu den Gründern der Künstlergruppe „Hellweg“ in Bochum, die im Sinne einer Werkgemeinschaft Kunst im öffentlichen Raum ins Gespräch bringen wollte.
Zu Hause waren die Hellweg-Mitglieder als „Avantgardisten“ verschrieen.
Die heimischen Zeitgenossen beeindruckte Ignatius Geitel „mit Glasfenstern und unerhört gefügten Farbigkeiten“.
„In den 1950er und 60er Jahren gehörte Ignatius Geitel zu den meistbeschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum und muss neben Heinz Wilthelm wohl zu den wichtigsten Glaskünstlern der Region gezählt werden. … Experimente mit Gussglas in Beton, Sgraffitos und Mosaike … gehören ebenso zu seinen Aufträgen wie traditionelle … Fenster mit biblischen Motiven.“ (Sepp Hiekisch-Picard, Katalog Museum Bochum)
Geitel hatte über die lokale Kunstszene hinaus Beziehungen zur internationalen Kunstszene.
„Eine große Bedeutung für Geitels Schaffen in der Mitte der 50er Jahre hat der 1946 in Paris neugegründete Salon der ‚Réalités Nouvelles‘, dessen Satzung sich die Verbreitung abstrakter Kunst zum Ziel gesetzt hat.“ (Sepp Hiekisch-Picard, Katalog Museum Bochum)
Standort:
Berufskolleg der Stadt Bochum
Technische Berufliche Schule 1
Ostring 27
44787 Bochum
Siehe auch:
Sgraffiti „In der Uhlenflucht“
Sgraffito Waldschule
Sgraffito Don Bosco Grundschule
Niobe-Mosaik
Heilig-Geist-Kirche Harpen
Nachlesen:
bochum.de: Begründug der Aufnahme in die Denkmalliste
Magda Felicitas Auer (Blog): Hellweg- Werkgemeinschaft Ruhr
Magda Felicitas Auer (Blog): 1968
Peter Spielmann: Ignatius Geitel 1913-1985. Katalog Museum Bochum 1988.