Sgraffiti „In der Uhlenflucht“ (1953, nicht erhalten)
Ignatius Geitel (Bochum, 1913-1985)
1953
Kratzputz
Der Bochumer Künstler Ignatius Geitel, gestaltete in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg neben kirchlichen und öffentlichen Gebäuden auch Fassaden von Wohnhäusern mit Mosaiken oder Sgraffiti.
In der Uhlenflucht in Weitmar entwarf er 1954 für ein Bauprojekt der Vereinigten Langendreer Baugesellschaft eine Serie von sechs Sgraffiti mit Tiermotiven aus bekannten Märchen oder Liedern:
Bremer Stadtmusikanten, Zwei Eulen, Hase und Igel, Zwei Störche, Froschkönig und „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“.
Die Sgraffiti sind nach 1990 der energetischen Sanierung der Gebäude zum Opfer gefallen.
Ignatius Geitel wirkte seit den 1920er Jahren als Künstler. Er gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus zu den nicht konformen Künstlern, die kaum Gelegenheit hatten, tätig zu werden. Seine wichtigen Arbeiten der dreißiger Jahre entstanden im kirchlichen Raum. Kriegsteilnahme und Kriegsgefangenschaft hinderten Geitel bis 1949 an weiterer Arbeit, die er dann aber mit großem Einsatz wieder aufnahm. Er gehörte 1952 zu den Gründern der Künstlergruppe „Hellweg“ in Bochum, die im Sinne einer Werkgemeinschaft Kunst im öffentlichen Raum ins Gespräch bringen wollte.
Zu Hause waren die Hellweg-Mitglieder als „Avantgardisten“ verschrieen.
Die heimischen Zeitgenossen beeindruckte Ignatius Geitel „mit Glasfenstern und unerhört gefügten Farbigkeiten“.
„In den 1950er und 60er Jahren gehörte Ignatius Geitel zu den meistbeschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum und muss neben Heinz Wilthelm wohl zu den wichtigsten Glaskünstlern der Region gezählt werden. … Experimente mit Gussglas in Beton, Sgraffitos und Mosaike … gehören ebenso zu seinen Aufträgen wie traditionelle … Fenster mit biblischen Motiven.“ (Sepp Hiekisch-Picard, Katalog Museum Bochum)
Geitel hatte über die lokale Kunstszene hinaus Beziehungen zur internationalen Kunstszene.
„Eine große Bedeutung für Geitels Schaffen in der Mitte der 50er Jahre hat der 1946 in Paris neugegründete Salon der ‚Réalités Nouvelles‘, dessen Satzung sich die Verbreitung abstrakter Kunst zum Ziel gesetzt hat.“ (Sepp Hiekisch-Picard, Katalog Museum Bochum)
Standort:
In der Uhlenflucht 2-12
44795 Bochum Weitmar
Siehe auch:
Sgraffito Waldschule
Sgraffito Don Bosco Grundschule
Mosaik Berufskolleg Ostring
Niobe-Mosaik
Heilig-Geist-Kirche Harpen
Nachlesen:
Magda Felicitas Auer (Blog): Hellweg- Werkgemeinschaft Ruhr
Magda Felicitas Auer (Blog): 1968
Peter Spielmann: Ignatius Geitel 1913-1985. Katalog Museum Bochum 1988.