Denkmal Turnvater Jahn
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Wilhelm Gardÿ (1848-1890)
1883
Marmor
Das Denkmal für Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) ist das älteste erhaltene Denkmal für eine berühmte Persönlichkeit in Bochum.
Jahn war nicht nur „Turnvater“, sondern auch in der deutschen Nationalbewegung aktiv. In seiner 1808 verfassten Schrift „Deutsches Volksthum“ skizzierte er einen entschiedenen, völkischen Nationalismus, zu dem er während der französischen Besatzung gekommen war und den er mit scharfen Angriffen auf die „Ausländerei“ und die „Verwelschung“ verband.
Am 14. November 1810 gründete Jahn mit 11 Freunden in der Hasenheide bei Berlin den geheimen „Deutschen Bund“ zur Befreiung und Einigung Deutschlands. Aus den ausgedehnten Wanderungen, die Jahn mit seinen Schülern unternahm, entwickelte sich schließlich regelmäßiges Turnen. Am 19. Juni 1811 begann er an dem Treffpunkt der Schüler- und Freundesgruppe mit dem öffentlichen Turnen.
Jahn entwickelte das Turnen weiter zur „patriotischen Erziehung zur Vorbereitung auf den Befreiungskrieg“. Er wollte die Jugend für den Kampf gegen Frankreich trainieren.
Mit der Niederlage Napoléons in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 wurde die Voraussetzung für die nationale Befreiung Deutschlands geschaffen. Mit dem Sieg wurde Jahns Wunsch in gewissem Sinn Wirklichkeit.
Der Turnerwahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ geht auf den Turnvater Friedrich Ludwig Jahn zurück.
Nach der gescheiterten Revolution von 1848 wurde auch der Bochumer Turnverein 1848 verboten. Nach der Neugründung 1860 beschloss man, dem Turnvater im Stadtpark ein Denkmal zu errichten.
Wilhelm Gardÿ wurde 1848 in Köln geboren und lebte und arbeitete seit 1879/80 in Bochum, wo er 1890 verstarb.
Vor seiner Zeit in Bochum hatte Gardÿ bereits in Wien, Düsseldorf und Münster gearbeitet, so dass man ihn als den ersten Bildhauer von überregionalem Rang bezeichnen kann, der in Bochum tätig war.
Neben dem Jahn-Denkmal sind weitere Werke aus seiner Hand in Bochum erhalten:
- Das zentrale Kreuz auf dem damals neuen Blumenfriedhof (1884).
- Die Marmorplatte auf dem Grab der Familien Heinrich Hütemann und Carl Korte auf dem Blumenfriedhof.
(Carl Korte war 1851 Mitgründer der späteren „Bochumer Eisenhütte Heintzmann“.)
- Das Germania-Denkmal in Langendreer (1886).
Die lädierte Germania-Figur wurde 1981 ins Stadtarchiv verbracht, der verbliebene Sockel ist seit 2007 stark beschädigt.
Gardÿ gestaltete auf dem Blumenfriedhof weitere Grabmale, zum Beispiel ein aufwendiges Denkmal im Renaissance-Stil u.a. für den Architekten F.W. Maiweg aus Langendreer, gestorben 1905, das etwa 1943 durch Bombenangriffe zerstört wurde.
Standort:
Stadtpark Bochum, westlich vom Stadtparkrestaurant
Siehe auch:
Nachlesen:
Wikipedia: Friedrich Ludwig Jahn
Wikipedia: Stadtpark Bochum
Wikipedia: VFL Bochum
derWesten: Germania im Foyer
Enno Neumann: Vermögenlos zum Groß-„Banquier“. Carl Korte: Eine Bilderbuchkarriere und was davon übrig blieb,
in: Bochumer Zeitpunkte 25, Seite 11ff.
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Chronologie 1871-1914
1871 Bochum hat etwa 21.000 Einwohner.
1871 Nach erfolgreichem Einsatz im deutsch-französischen Krieg werden patriotische Brieftaubenvereine gegründet.
1872 Das Arbeiterwohnheim Kosthaus in Stahlhausen mit 1.200 Schlafplätzen wird eröffnet.
1873 Die deutsche Wirtschaftskrise erfasst auch Bochum.
1874 Anschluss an die Bahnstrecke der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft mit dem Bahnhof Nord (Ostring).
Die BME eröffnet die Zweigstrecke Essen-Wattenscheid-Bochum.
1874-1877 Der Bochumer Stadtpark wird angelegt.
1878 Moritz Fiege braut Bier.
1879 Erster Thomas-Stahl-Ofen (Duisburg, Dortmund).
1880 Erste Pferdestraßenbahnen in Dortmund und Duisburg.
1880 Das Fahrrad spielt seit der Erfindung des kettengetriebenen Niederrads eine bedeutende Rolle als individuelles Verkehrsmittel.
1884 Erster Bochumer Radfahrverein gegründet, eine Radrennbahn wird gebaut.
1880 Erste (Steinkohlen) Brikettfabrik (Bochum, Dahlhauser Tiefbau).
1882 waren im Bereich Dortmund 2.200 Grubenpferde im Einsatz, die 15.000 „Förderleute“ ersetzten.
1883 Erste Elektrolok unter Tage (Essen-Kray).
1883 Arbeiterbrausebäder (Duschen) beginnen auf den Zechen die Gemeinschaftsbecken zu ersetzen, deren Wasser nur 1-mal täglich gewechselt wurde.
1885 Bochumer Gespensterjagd.
1889 Bergarbeiterstreik. Der erste organisierte Massenstreik im Ruhrbergbau führt zur Gewerkschaftsbewegung und Arbeiterschutzgesetzen.
1890 Das Bergmannsheil, das erste Unfallkrankenhaus der Welt, wird eröffnet.
1892 Auf Zeche Mansfeld bei (Bochum-)Langendreer werden erste Versuche mit pressluftgetriebenen Abbauhämmern durchgeführt.
1894 Erste elektrische Straßenbahnen in Dortmund, Essen, Bochum und Herne.
1896 Bogestra gegründet.
1896 Der Schwimmverein Blau-Weiß Bochum wird am 16. März gegründet.
1898 Auf der Zeche Carolinenglück sterben bei einer Kohlenstaubexplosion am 17. Februar 1898 116 Bergarbeiter.
1897/98 Elektrizitätswerke in Dortmund, Essen (RWE) und Bochum gegründet.
1898 Bochum und Laer sind mit einer elektrischen Straßenbahnlinie verbunden.
1898 Die „Westdeutsche Benzol-Verkaufsvereinigung“ in Bochum wird gegründet und verkauft den neuen Treibstoff „ARAL“ (Aromate und Aliphate).
1899 An der Ruhr wird die Schwimmbrücke Dahlhausen gebaut.
1899 Im Ständehaus Bochum bilden Vertreter der Emschergemeinden, des Ruhrbergbaus und der Industrie eine „Kommission zur Aufstellung eines generellen Entwässerungsprojekts für das Emschertal“.
1899 Der Ruhrtalsperrenverband wird gegründet.
Zwischen 1894 und 1913 entstehen elf Talsperren.
1899 Erstes Schiffshebewerk in Henrichenburg eröffnet. Dortmund-Ems-Kanal fertiggestellt.
Um 1900 beginnt die Mechanisierung des Bergbaus (Bohr-, Schräm- , Abbaumaschinen, Seil- und Kettenförderung, Lokomotiven).
1904 Der Herner Unternehmer Otto Heinrich Flottmann erhält das Reichspatent für den Druckluft-Bohrhammer mit Kugelsteuerung und selbsttätiger Umsetzung.
1904/05 Bochum wird durch Eingemeindungen Großstadt, zählt 116.596 Einwohner, darunter über 20.000 Bergarbeiter.
1904 Auf Zeche Zollern (Dortmund) erstmals elektrische Förderung.
1906 Siedlung Dahlhauser Heide (Kappskolonie).
1908 Erster Schrebergartenverein in Bochum (Ehrenfeld).
1909 Erstmals ein „Püttjunge“ auf dem Gymnasium in Bochum.
1909 Automobilisten gefährden den Verkehr.
1910 waren 8.384 Grubenpferde im Bezirk des Oberbergamtes Dortmund eingesetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg ging ihre Zahl mit der einsetzenden Mechanisierung allmählich zurück.
1912 112 Tote bei Schlagwetterexplosion auf Lothringen in Bochum.
1914 Bis zum Ersten Weltkrieg steigt die Jahresförderung (Ruhrgebiet) auf 114 Millionen Tonnen, gefördert von 440.000 Beschäftigten.
1914 Rhein-Herne-Kanal und erstes Teilstück des Datteln-Hamm-Kanals fertiggestellt.
1914/18 Erster Weltkrieg. Die Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet macht Riesengewinne. Die Bevölkerung hungert.