Kinetische Plastik Stadthalle Wattenscheid (1961-63)
Werner Habig (Wattenscheid, 1924-1990)
1961-63
Bronze
Die Plastik vor der Stadthalle in Wattenscheid ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert: Es handelt sich um eines der ersten Werke konkreter Kunst in Bochum und zugleich eines der ersten kinetischen Objekte.
1961-63 schuf Werner Habig die Bronze-Plastik für die Wattenscheider Stadthalle. Hauptelemente sind zwei Rücken-an-Rücken angeordnete, leicht gebogene Bronzeplatten. Auf jeder Seite sind je 81 Halbkugeln in einem Quadrat so angeordnet, dass durch den jeweils veränderten Winkel der Halbkugeln zur Grundfläche der Eindruck einer rhythmisch bewegten Fläche entsteht. Zusätzlich wurde die Plastik durch einen Motor im Sockel in Drehung versetzt und der Bewegungseindruck dadurch verstärkt. Heute ist das Objekt nur noch von Hand drehbar.
Die Bronzeplastik bildet nichts mehr ab, weder gegenständlich noch in abstrakter Form. Sie steht nur für sich selbst. Gegenstand der konkreten Kunst sind zum Beispiel Fläche, Raum, Licht und Bewegung. Theo van Doesburg hat den Begriff 1924 geprägt und programmatisch festgelegt:
„Wir arbeiten mit den Größen der Mathematik und der Wissenschaft, das heißt: mit den Mitteln des Denkens.“
Die Geschichte der Plastik ist beispielhaft für den Umgang mit Kunst im öffentlichen Raum. Im August 2006 berichtete die WAZ über eine Ortsbegehung der Unabhängigen Wähler-Gemeinschaft Wattenscheid (UWG):
„Außerdem wurde moniert, dass die kybernetische Doppelplastik des Wattenscheider Künstlers und Gertrudispreisträgers Werner Habig immer noch nicht [!] instand gesetzt wurde. Das Geld für die Reparatur des Motors, der die Plastik bewegt, hat die Bezirksvertretung längst bereitgestellt, die Realisierung der Maßnahme steht immer noch an. “
Im März 2008 war die Lage verändert, aber nicht unbedingt besser:
„Irgendwie scheint der Wurm drin zu sein. Die Bronze-Plastik des verstorbenen Wattenscheider Künstlers Werner Habig, die im Spätsommer vergangenen Jahres von ihrem angestammten Platz vor der Stadthalle durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung entfernt wurde, um sie einer Restaurierung zuzuführen, ist weit von einer Heimkehr entfernt.“
Laut WAZ wurde die Reparatur des Motors den Wattenscheidern seit Jahrzehnten immer mal wieder versprochen. 2007 war die Plastik dann zwecks Restaurierung abgebaut worden. Vom Kunstmuseum wanderte sie zum Restaurierungsbetrieb Fuchs und das Kunstmuseum konnte im März 2008 nur erklären:
„Fuchs arbeitet jetzt an einem Kostenvoranschlag. Deshalb können wir noch gar nicht sagen, ob wir uns eine Restaurierung überhaupt leisten können - von einem Termin für die Wiederaufstellung in Wattenscheid ganz zu schweigen.“Im Dezember 2008 war es dann soweit: Die für insgesamt 14.000 Euro restaurierte Plastik wurde wieder aufgestellt. Auch der Motor sollte repariert sein. Anfang 2009 sollte dann „in einem ämterübergreifenden Abstimmungsgespräch“ festgelegt werden, mit welcher Geschwindigkeit sich das Kunstwerk künftig drehen sollte.
Heute steht die Plastik wieder vor der Stadthalle - ohne Motor.
Werner Habig war Absolvent der Düsseldorfer Kunstakademie und dort Schüler von Zoltan Székessy. Er arbeitete als Maler und Bildhauer und war Kunsterzieher am Wattenscheider Jungengymnasium. Er war Träger des Wattenscheider Sankt-Gertrudis-Preises.
Seine Schwester Anneliese Martin-Habig arbeitete ebenfalls als Malerin und Bildhauerin. Sie war Mitbegründerin des Bochumer Künstlerbundes. Mit ihrem Bruder Werner fühlte sie sich künstlerisch eng verbunden.
Standort:
Stadthalle Wattenscheid
Saarlandstraße 40
44866 Bochum Wattenscheid
Siehe auch:
Klinkermosaiken Grundschule Roonstraße
Fassadenrelief Pestalozzi Realschule
Nachlesen:
WAZ: Und sie bewegt sich doch
Wikipedia: Konkrete Kunst
Forschungsstelle Glasmalerei: Glasfenster von Werner Habig im Märkischen Gymnasium Wattenscheid