artibeau : kunst in bochum - umsonst und draußen

Reliefs an der Trauerhalle des Blumenfriedhofs (1957)

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Walter Kruse (1912-1999)
Bochum
1957
Sandstein

Die drei Flachreliefs an der Rückseite der Trauerhalle des Blumenfriedhofs an der Harpener Straße zeigen in abstrahierender zeichnerischer Darstellung trauernde weibliche Figuren in verschiedenen Lebensaltern, einzeln, zu zweit und in einer Gruppe.

Walter Kruse wurde am 27.10.1912 in Herford geboren. Neben seiner Arbeit als Bildhauer war er als Kunsterzieher tätig, zuletzt an der Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule, bis 1973 eine reine Mädchenschule. Für seine Heimatstadt Herford hat er 1959 die Nachbildung des ebenfalls im Krieg eingeschmolzenen Wittekind-Denkmals von Heinrich Wefing geschaffen. Bis 1975, seinem 63. Lebensjahr, hatte er für mehr als zwanzig Jahre ein Atelier in einer alten Zechenhalle auf dem Constantin-Gelände an der Herner Straße. Als sein Atelier Pfingsten 1975 zum dritten Mal verwüstet wurde, ging Walter Kruse von „persönlicher Rache“ als Motiv aus und verstand das Geschehen als einen „dämonischen Fingerzeig“. In einem Akt der Verzweiflung zerstörte er „ob der Ausweglosigkeit seiner Lage“ wesentliche Teile seiner Werke, die noch im Atelier erhalten waren und entschloss sich, hier nie wieder als Künstler zu arbeiten. Das Geschehen löste in Bochum eine Welle der Anteilnahme aus. In einem ersten Impuls wollte er sein Haus an der Flottmannstraße sofort verkaufen und ins Sauerland ziehen, blieb dann aber doch mindestens bis zu seiner Pensionierung als Lehrer im Jahr 1977 in Bochum. Danach zog er nach Sundern im Sauerland, wo er am 19.04.1999 verstarb. Neben den Reliefs an der Trauerhalle des Blumenfriedhofs und der Nachschöpfung des Kuhhirten Kortebusch ist als selbständige Arbeit von Walter Kruse in Bochum eine Betonplastik vor der Hauptschule Preins Feld (1967-68) erhalten.

Standort:
Trauerhalle des Blumenfriedhofs (Rückseite)
Harpener Straße 1
44791 Bochum

Siehe auch:
Kuhhirtendenkmal
Betonplastik Hauptschule Preins Feld

Nachlesen:
WAZ vom 18.7.1975, 27.05.1975, 27.10.1977, Zeitungsausschnitte im Stadtarchiv
Rüdiger Jordan, Sakrale Baukunst in Bochum (2003), Seite 215, 219.

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Chronologie 1945-1974

1945  Am 10. April 1945 marschieren die Amerikaner in Bochum ein. Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund sind zu 50-70 % zerstört. Flüchtlinge strömen in das Ruhrgebiet.

1948  Mit der Währungsreform beginnt das Wirtschaftswunder.

1950  leben im Ruhrgebiet mehr Menschen als 1939.

1950  Das Ruhrgebiet ist für zehn Jahre die wirtschaftliche Schlüsselregion der jungen Bundesrepublik.

1952  Von 100 Arbeitern hat einer ein Auto, 2 haben ein Motorrad.

1954  Das Schauspielhaus Bochum wird wiedereröffnet.

1955-67  Bochum baut in zwölf Jahren über 60 neue Kindergärten, Schulen, Turnhallen, Bäder, Friedhöfe und anderes wie Ruhrlandhalle, Planetarium, Kammerspiele.

1955  Am 20. Dezember wird das deutsch-italienische Anwerbeabkommen unterzeichnet. Erste Gastarbeiter kommen.

1956  Fritz Graetz eröffnet das Graetz-Werk in Bochum (später Nokia).

1956  Erste Ölraffinerie im Ruhrgebiet (Gelsenkirchen).

1957  Am 30.Mai wird der neue Hauptbahnhof in Bochum eröffnet.

1957  Am 5. Oktober 1957 gelingt es Heinz Kaminski, die Signale des Satelliten Sputnik zu empfangen.

1957  Der Bergbau erreicht seine größte Bedeutung in der deutschen Geschichte. Rund 600.000 Bergleute fördern 149 Millionen Tonnen Steinkohle. Das Revier erbringt 12,3 Prozent der westdeutschen Wirtschaftsleistung.

1958  Die Kleinzeche „Lieselotte“ wird am 30. September als erste Zeche in Bochum geschlossen, damit beginnt das Zechensterben im Ruhrgebiet.

1958  Innerhalb von nur zehn Jahren werden 78 Schachtanlagen geschlossen. Die Zahl der Beschäftigten halbiert sich. Importkohle und Erdöl ersetzen die heimische Steinkohle.

1959  Der Wiederaufbau der Probsteikirche wird abgeschlossen.

1960  Das Adam Opel AG Werk Bochum I wird gebaut.

1960  Eisen und Stahl haben Hochkonjunktur. Es gibt Vollbeschäftigung im Ruhrgebiet. Zunehmend werden Gastarbeiter eingestellt.

1961  Im Wahlkampf verspricht Willy Brandt erstmals den „blauen Himmel über der Ruhr"“. Niemand nimmt das wirklich ernst.

1961  Bochum errichtet die erste geordnete Mülldeponie in Deutschland.

1962  Die Adam Opel AG eröffnet die erste von insgesamt drei Produktionsstätten in Bochum. Die Werke Bochum II/III werden errichtet. Opel schafft bis zu 20.000 Arbeitsplätze.

1963  Der autobahnähnliche Ausbau des Ruhrschnellweg zwischen Essen und Unna wird nach fast zehn Jahren Bauzeit abgeschlossen.

1963  Der Autobestand im Ruhrgebiet hat sich seit 1949 mehr als verzehnfacht .

1964  wird in der Bundesrepublik offiziell der einmillionste Gastarbeiter begrüßt. Er bekommt ein Mofa geschenkt.

1964  Das Zeiss Planetarium Bochum wird errichtet.

1964  Am Ruhrschnellweg in Harpen wird das Ruhr-Park Einkaufszentrum als zweites in Deutschland eröffnet.

1965  Die Ruhr-Universität Bochum wird eröffnet.

1966  Das letzte Grubenpferd geht in Rente (22. Juni Tobias, Zeche General Blumenthal, Recklinghausen, Gedenktafel am Bergbaumuseum).

1966  Das Kammerspielhaus am Schauspielhaus Bochum wird eröffnet.

1967  Mit Lothringen schließt die 51. Zechenanlage an der Ruhr,

1968/69  Die Ruhrkohle AG, RAG, wird gegründet.

1971  Der VFL Bochum steigt auf in die erste Bundesliga.

1972  Peter Zadek wird Intendant am Schauspielhaus Bochum.

1973  Die letzte Zeche in Bochum wird stillgelegt (Hannover/Hannibal).

1973  Die erste Ölkrise gipfelt in Sonntagsfahrverboten.

1973  Es gibt einen Anwerbestopp für Gastarbeiter außerhalb der EG.

1974  Mit der Zeche Holland in Wattenscheid schließt am 15. Januar 1974 die letzte Zeche auf heutigem Bochumer Stadtgebiet.

1974  Erste S-Bahnen fahren im Revier (S1, S3)

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