5 Bildhauer (2006 / 2012 / 2014)
Johannes Brus (*1942)
2006 / 2012 / 2014
Gips / Beton / Bronze
Die fünf Bildhauer von Johannes Brus – ursprünglich entstanden 2006 als Gipsfiguren – sind die ersten menschlichen Gestalten in seinem Werk. „Die 5 Figuren, die so selbstverständlich erscheinen wollen, es aber nicht tun, scheinen eben dadurch daran zu erinnern, wie unüblich Menschendarstellungen in der Bildhauerei des 21. Jahrhunderts geworden sind.“ (deutschlandradiokultur 2006)
Die Figuren wurden zuerst 2006 in der Bremer Ausstellung „Die Schatten der Bildhauer“ gezeigt. Im Sommer 2012 waren sie – diesmal in Beton gegossen – im Kunstmuseum Bochum im Rahmen der Ausstellung „Frühe Fotos – späte Schäden“ zum 70. Geburtstag von Johannes Brus. Die Idee, die Bildhauer von Johannes Brus als Bronzeplastiken nach Bochum zu holen, war im Sommer 2012 entstanden. Damals hatte der in Essen lebende Künstler des Ruhrgebiets, der national wie international hohes Ansehen genießt, die Figuren-Gruppe in Beton zusammen mit anderen menschlichen und tierischen Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen im Kunstmuseum Bochum ausgestellt.
Seit Februar 2014 stehen sie jetzt – in Bronze gegossen, aber durch eine spezielle Patinierung mit dem Anschein von Beton – auf der Wiese vor der Villa Marckhoff-Rosenstein. 400 Kilogramm bringt jede einzelne Figur auf die Waage. Wo jetzt die Bildhauer stehen, stand von 1904 bis 1939 das Denkmal für den deutschen Kaiser und König von Preußen, Wilhelm I. stand, bis es zu Rüstungszwecken eingeschmolzen wurde. Die Doppelvilla Marckhoff / Rosenstein entstand schon vorher, im Jahr 1900. Zur Bauzeit war das eines der exponiertesten Grundstücke Bochums. Die Bauherren der Doppelvilla waren der Justizrat Dr. jur. Ernst Marckhoff (1864-1912) und der Bauunternehmer und Stadtrat Louis Rosenstein († 1913). Auch die benachbarte Oberrealschule, heute Goetheschule, entstand 1898. Es ist ein geschichtsträchtiger Ort. Die Bildhauer verbindet nichts damit.
Johannes Brus arbeitet seit über dreißig Jahren gegenständlich und figürlich, was bei deutschen Künstlern eher selten ist. Er war Kunstprofessor an der Kunsthochschule Braunschweig und hat wichtige Werke für den öffentlichen Raum entworfen. Viele seiner Arbeiten erzählen vom Ende der Industrieregion Ruhrgebiet. Er lebt und arbeitet in Essen. Seien erste große bildhauerische Arbeit, „3 mal Amerika“, entstand 1976. In dieser Gruppe konfrontierte er die Zeichen der Ureinwohner Amerikas, ein blaues Pferd und einen Raubvogel mit einem Wolkenkratzer. „Alt und neu, Natur und Zivilisation stehen sich unversöhnlich gegenüber. Eine Idee, die sich fortan durch sein Werk ziehen wird.“ (deutschlandradiokultur 2006)
Seine erste Arbeit für den öffentlichen Raum entstand 1986 vor einem Essener Arbeitsamt. Die Installation „Nashorn-Tempel“ aus dem Jahr 1988 in Essen-Altenessen an der vierspurigen B 224, nahe an der A 42, war am 5. Februar 2014 Gegenstand einer Neuenthüllung im Rahmen des Projekts „Public Art Ruhr“. Als das Werk 1988 errichtet wurde, stand es vor einer Zechenwand - heute ist das Bergwerk abgerissen. Das Nashorn erinnert an die archäologischen Funde von Wollnashörnern im Emschertal.
Die fünf Bildhauer in Bochum dagegen sollen gefällig sein. „Sie verschaffen auf sehr ansprechende Weise allen Bürgern einen Zugang zur Bildhauerei“, sind „ein Blickfang“ und „verleihen dem Ort eine besinnliche, kontemplative Wirkung.“. Die Sparkassen-Stiftung hat das Kunstwerk für rund 210.000 Euro erworben.
Johannes Brus 2006 über dieses Werk: „Und dann hat es ja auch gerade mit der figürlichen Skulptur in dieser unglückseligen Vergangenheit, die das hat und die missbraucht wurde, das war für mich am Anfang ein großes Problem. Und dann mit so einem Motiv wie der sitzenden Figur, die Jahrtausende immer wieder realisiert wurde, dann noch mal eine wirklich notwendige Formulierung für mich selbst zu finden, das war für mich die Schwierigkeit. Und dann hab ich mir gesagt, ich muss es auf jeden Fall ausprobieren, und wenn es nicht hinhaut, dann ist die Arbeit halt für'n Schrotthaufen.“ (deutschlandradiokultur 2006)
Standort:
Vor der Villa Marckhoff-Rosenstein
Kortumstraße 147
44787 Bochum
Siehe auch:
Nachlesen:
Wikipedia: Johannes Brus
bochum.de: Kortumstraße
derwesten.de: 101 Schuss Salut für den Bronze-Kaiser
nahraum.de: Postkarte von 1915
nahraum.de: Zur Postkarte von 1915
architektur-ruhr.de: Doppelvilla Marckhoff / Rosenstein
deutschlandradiokultur.de: Über „Schatten der Bildhauer“, 2006
ruhrnachrichten.de: Über „Frühe Fotos – späte Schäden“
ruhrkunstmuseen.com: Nashorn-Tempel
derwesten.de: Nashorn-Tempel
Literatur:
Johannes Brus: Die Schatten der Bildhauer. Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus vom 27. August bis 12. November 2006.