Der röhrende Hirsch (ca. 2005)
unbekannt
ca. 2005
Farbe
Der röhrende Hirsch ist der Inbegriff des Kitsches in der Malerei.
Das Motiv des Brunfthirsches am Hang oder in der Bergseelandschaft stammt aus der akademischen Malerei ab etwa 1880. Zusammen mit dem bereits vorher vorhandenen Motiv des Kreuzhirsches des heiligen Hubertus erlangte der röhrende Hirsch eine Popularität, die nicht nur auf den Wunsch nach ländlich-alpiner Folklore, sondern auch auf das mit der fürstlichen Wild- und Jagdlust assoziierte soziale Prestige zurückging.
Der kapitale Hirsch war ein Statussymbol ersten Ranges. Der Hirsch war das adlige Tier. Nur dem Herrscher kam die Jagd auf diesen König der Tiere zu, zuletzt noch in der DDR. Bis in die 1960er Jahre hinein war der röhrende Hirsch vielfach in Kaufhäusern anzutreffen. Der Hirsch gilt außerdem als Symbol der Verherrlichung und der Vorherrschaft des Mannes sowie des kapitalistischen Konkurrenzkampfes.
„Sobald sich untere soziale Schichten der gleichen Wertsysteme, Sprachen und Vergegenständlichungsformen zu bedienen versuchen, wie sie bis dato für die jeweils führende Gesellschaftsschicht verbindlich waren, werden diese Übernahmen entwertet, indem man sie als ‚Kitsch‘ diskriminiert. Mit dieser diskriminierenden, zerstörenden Kennzeichnung verschafft man sich das wohlige Gefühl, eigentlich gar nichts verloren zu haben.“ (Bazon Brock: Der röhrende Hirsch)
Kitsch wäre demnach nicht eine Urteilskategorie, die der Beschaffenheit des Objekts zukommt, sondern dem Verhältnis des Menschen zum Gegenstand, so Brock. Deswegen kann ein ästhetisch noch so primitives ‚Sofahirschbild‘ durchaus Gegenstand einer beständigen Aneignung von Aussagetraditionen sein, die einem Menschen lebendig geblieben sind und sich nicht versteinern lassen im toten Material.
Also: Ist das Kunst? Ist es Kitsch? Oder ist es Ironie?
Standort:
Wohngebäude
Wieschermühlenstraße 9b
44791 Bochum
Siehe auch:
Nachlesen:
Wikipedia: Röhrender Hirsch
derroehrendehirsch.de: Bilder
uni-wuppertal: Bazon Brock: Der röhrende Hirsch: Künstler und ein Symbol der Trivialkunst. (1974)
uni-wuppertal: Bazon Brock: Woran sieht man, ob das Kunst ist? (1969)